Aktuelles zur Blauzungenkrankheit (Bluetongue Disease, BT)
Allgemein
Die Blauzungenkrankheit (Bluetongue Disease, BT) ist eine meldepflichtige Viruserkrankung der Rinder, Schafe, Ziegen, Lamas, Alpakas und wildlebender Wiederkäuer und kommt fast weltweit vor. Das Virus weist zahlreiche Serotypen auf. In den letzten Jahrzehnten kam es vor allem zu Ausbrüchen von Serotyp 1, 4, 6 und 8 und seit Herbst 2023 ist der Serotyp 3 vorherrschend, der sich seit Juli 2024 in mehreren europäischen Ländern ( Deutschland, Niederlande, Schweiz, Italien, Frankreich, Dänemark, Luxemburg, Belgien, ua.) explosionsartig verbreitet.
Mit der Bestätigung des aggressiven Serotyps 3 in Vorarlberg und des Serotyps 4 in der Steiermark, der deutlich geringere Krankheitssymptome verursacht, wurde in ganz Österreich der Status „frei von Blauzungenkrankheit" ausgesetzt und eine sogenannte „Blauzungenzone" eingerichtet.
Für den Menschen besteht weder beim direkten Kontakt noch beim Verzehr von Milch- und Fleischprodukten Gefahr für die Gesundheit. Betroffene Tiere werden symptomatisch behandelt, eine Keulung des Bestandes wie bei anderen Tierseuchen ist nicht vorgesehen.
Übertragung und Klinik
Je nach Subtyp können die klinischen Symptome bei den einzelnen Wiederkäuerarten variieren. Die durch Mücken (Gnitzen) übertragene Krankheit führt bei betroffenen Schafen zu Fieber, Schleimhautrötungen und -entzündungen, erhöhtem Speichelfluss, Schaumbildung vor dem Maul sowie Nasenausfluss. Die Stauungserscheinungen im Bereich des Kopfes bzw. der Kopfschleimhäute sind für die Krankheit namensgebend (geschwollene, heraustretende „blaue" Zunge). Ebenfalls können Rötungen am Kronsaum und Lahmheiten beobachtet werden. Eine direkte Übertragung des Blauzungenvirus von Tier zu Tier ist nicht möglich. Die Sterblichkeit bei Schafen ist vor allem beim vorherrschenden BTV-3 Typ stark erhöht. Die klinischen Symptome bei Rindern sind Entzündungen der Zitzenhaut und Schleimhäute im Bereich der Augenlider, Maulhöhle und Genitalien. Zudem treten Ablösungen von Schleimhäuten im Bereich der Zunge und des Mauls sowie Blasen am Kronsaum auf. Diese klinischen Erscheinungen können Symptomen der Maul- und Klauenseuche (MKS) ähneln. Außerdem kann es zur Reduktion der Milchleistung kommen. Die Blauzungenkrankheit verläuft bei Rindern in der Regel deutlich milder als bei Schafen, einzelne Tiere können dennoch daran verenden.
Impfung
Eine präventive Impfung ist für Serotyp 1, 2 ,4 und 8 bereits vorhanden. Durch genetische Unterschiede der einzelnen Serotypen schützt die Impfung nur gegen den dafür bestimmten Typ. Der Impfstoff für BTV-3 wurde in der EU über eine Notzulassung für Rinder und Schafe genehmigt und wird von drei verschiedenen Herstellern produziert. Die Impfung reduziert die klinische Ausprägung der Krankheit, senkt das Sterberisiko und verringert die Dauer der Virämie. Geimpfte Tiere können allerdings trotzdem erkranken. Die Impfungen können bei den jeweiligen Bestandstierärzt:innen bezogen werden und sind auf eigene Kosten durchführen zu lassen. Die zugelassene Impfung gegen den Serotyp-4 hat sich in der Vergangenheit als äußerst zuverlässig erwiesen.
Verbringungen
Mit den positiven Fällen in Vorarlberg und der Steiermark hat ganz Österreich den Status „BTV-seuchenfrei" verloren. Innerhalb Österreichs können empfängliche Tiere frei gehandelt werden, sofern die Tiere am Tag der Verbringung klinisch gesund sind. Der internationale Handel mit Tieren empfänglicher Arten aus Österreich ist derzeit nicht möglich.
Weitere Informationen
Die novellierte Ausgabe der Blauzungenkrankheit-Bekämpfungsverordnung ist unter folgendem Link zu finden:
RIS - Blauzungenkrankheit-Bekämpfungsverordnung (bka.gv.at)
Weiterführende Informationen: